Wie Sachen für den Verkauf präsentieren, die Kleiderpuppen anziehen und das Schaufenster gestalten, um möglichst viele Kund*innen anzusprechen? Und dann die Erfolge analysieren …
Brigitte Innerhofer-Innhof (71) hat schon immer eine Verbindung zwischen Verkauf und Psychologie gesehen, auch zwischen Mode und der Wissenschaft. Das war der Anreiz für sie, sich im Oxfam Shop Göttingen zu engagieren. Seit 2017 ist sie dort im Warenbereich Kleidung aktiv. „Ich finde Mode spannend und beschäftige mich gern mit Ästhetik“, erzählt sie.
Auch neue Ansätze, sich anzuziehen, faszinieren Brigitte: Bei dem Projekt Mode hat kein Geschlecht – ein Fotoprojekt, das in Kooperation mit zwei Studentinnen der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim umgesetzt worden ist – hat sie die Outfit-Suche unterstützt und fand das Konzept „interessant und rahmensprengend“ – im positiven Sinne.

Voneinander lernen

38 Jahre lang war sie nach dem Studium der Psychologie in einer Kinder- und Jugendpsychiatrie tätig. Als sie in Rente ging und nach Göttingen zog, ist sie öfter am Oxfam Shop vorbeigegangen. Er fiel ihr auf und sprach sie an – und sich freiwillig engagieren wollte Brigitte sich sowieso: „Ich muss ja mit meiner Tatkraft irgendwo hin“, sagt sie fröhlich. Jetzt arbeitet sie gleich zwei Tage die Woche dort.
„Ich habe keine bestimmte Expertise mitgebracht, außer Kundin zu sein“, lacht sie. Neu gelernt hat sie beispielsweise, wie man Designer-Fakes aufspürt. Ihre Kenntnisse und Erfahrungen teilt die Kleiderkoordinatorin mittlerweile, indem sie neue Kolleg*innen einarbeitet, was ihr viel Spaß macht. Grundsätzlich gefallen ihr an ihrem Ehrenamt der Umgang mit Menschen und Mode, der gestalterische Aspekt und „was im Laden so auf einen zukommt.“
Von ihrer jahrelangen Arbeit als Psychologin hat auch der Shop was: Durch ihr offenes Ohr und ihre Eigenschaft Dinge geradeaus anzusprechen, ist sie zu einer Vertrauensperson geworden und hat mit Klärungsgesprächen schon Konflikte lösen können.

Altgeliebtes neu entdecken

Kleidung soll dem aktuellen Trend entsprechen und schön präsentiert sein, findet Brigitte.
Durch ständig eintreffende Sachspenden gibt es immer wieder Neues zu entdecken, das man für den Verkauf in Szene setzen kann – oder Altgeliebtes.
Als einmal ein Lammfell-Hippie-Mantel im Shop auftauchte, erinnerte sie sich daran, wie sehr sie sich den als 19- oder 20-Jährige gewünscht hat, aber damals nicht leisten konnte. „Zieh ich den in meinem Alter noch an?“ Diese Frage stellte Brigitte sich zwei Tage lang, bevor sie sich ihren Wunsch von früher erfüllen konnte. Glücklicherweise hing der Mantel noch im Laden, weil niemand anderes ihn bis dahin gekauft hatte.

Verkaufen für den guten Zweck

Mit jedem Verkauf im Shop wird Oxfams Arbeit weltweit unterstützt. Besonders Projekte, die Kindern und Jugendlichen zugutekommen, sind Brigitte ein Anliegen. Bildungschancen für alle sind die Voraussetzung für eine bessere Zukunft, weiß sie.
Prima findet sie auch Oxfams Einsatz für ein Lieferkettengesetz – das Thema der diesjährigen Kampagne in den Oxfam Shops. Sie sagt: „Egal wo jemand in der Lieferkette steht, die Arbeitsbedingungen sollen für alle gut sein.“